Wie arbeitet das Jugendamt im Kinderschutz ?

Kinderschutz ist eine sehr komplexe Aufgabe. Signale und Äußerungen von Kindern sind selten eindeutig: Wann ist ein Kind tatsächlich gestürzt? Wann sind blaue Flecken, Striemen oder Blutergüsse Folge von Misshandlungen und Schlägen?

Damit der Schutz von Kindern gelingt und Fachkräfte klare Orientierung für ihr Handeln haben, gibt es Grundsätze, an denen die Jugendämter ihr Handeln ausrichten:

  • Vorrang: Unterstützung der Eltern


    Der beste Schutz für Kinder sind starke Eltern. Deshalb richtet das Jugendamt selbst in Gefahrensituationen zuallererst den Blick auf das, was Eltern (noch) zu leisten in der Lage sind, und bestärkt sie, die Sorge für ihre Kinder zu übernehmen. Gemeinsam mit den Eltern suchen die Fachkräfte nach Lösungen und stellen die notwendige Hilfe und Unterstützung bereit.

  • Ziel: Freiwilligkeit


    Das Jugendamt ist Partner in der Erziehung von Kindern. Deshalb setzt es auf freiwillige Annahme von Hilfen. Wenn Eltern, Kinder und Jugendliche selber etwas verändern wollen, dann steigen auch die Chancen für den Erfolg einer Hilfe.

    Der Kontakt zum Jugendamt wird von Eltern manchmal als Kontrolle oder als Misstrauen erlebt. Für die Fachkräfte liegt die Herausforderung darin, den Kontakt zu Müttern, Vätern, Kindern und Jugendlichen so zu gestalten, dass diese die notwendigen Unterstützungsangebote tatsächlich als Hilfe annehmen und ihnen aus eigener Überzeugung zustimmen können.

  • Einbeziehung der Mutter, Vater, der Kinder und Jugendlichen


    Die Kontaktaufnahme mit den betroffenen Kindern und Eltern steht an erster Stelle. Wo sehen sie selbst die Probleme und Schwierigkeiten, wo die Ursachen dafür? Was müsste sich aus ihrer Sicht verändern, damit es den Kindern in der Familie wieder gut geht? Und was können sie selbst dafür tun?

  • Sich ein umfassendes Bild machen


    Um beurteilen zu können, ob ein Kind gefährdet ist, benötigen Fachkräfte ein umfassendes Bild der Familie. Sie sprechen mit den Eltern und Kindern und Jugendlichen, besuchen sie zuhause, setzen sich aber auch mit anderen Kontaktpersonen der Kinder z. B. in Kindergarten oder Schule in Verbindung.

    Was belastet das Kind? Nehmen Eltern die vorhandenen Probleme wahr, wollen sie etwas verändern und können sie Hilfe annehmen? Welche Fähigkeiten, Personen, Stärken in den Familien und in ihrem Umfeld wirken sich schützend für das Kind aus?

  • Zusammenwirken mehrerer Fachkrafte


    Erfolgreicher Kinderschutz hängt davon ab, ob es gelingt, sich ein zutreffendes Bild von der familiären Situation zu machen und den bestmöglichen Lösungsweg für das Kind zu finden.

    Das kann eine Person nicht alleine leisten. Ein wichtiges Handlungs- prinzip im Jugendamt ist es deshalb, über jeden Einzelfall immer in einem Team zu beraten. So wird sichergestellt, dass mehrere Perspektiven und ein breites Fachwissen einbezogen werden. Fachkräfte sind stets gefordert, ihre Sichtweisen und Entscheidungen mit Kolleginnen und Kollegen zu reflektieren und zu überprüfen.

  • Klar strukturierte Vorgehensweisen

    Kinder und Jugendliche, Mütter und Väter, Bürger und Bürgerinnen – sie alle müssen sich auf eine fachlich gute Arbeit im Jugendamt verlassen können. Strukturierte, verpflichtende Verfahrensweisen in den Jugendämtern regeln deshalb, wie mit Hinweisen auf Kindeswohlgefährdungen umgegangen wird.

    Dazu gehört z. B. dass

    • jede Mitteilung geprüft und schriftlich dokumentiert wird,
    • sich die Fachkräfte in der Regel einen persönlichen Eindruck davon verschaffen, wie es dem Kind zuhause geht,
    • Fachkräfte ihre Einschätzung auf fundiertes sozialpädagogisches Handwerkszeug wie Einschätzungsbögen, Leitfragen oder Anhaltspunkte stützen,
    • mehrere Fachkräfte gemeinsam die Situation einschätzen und mögliche Lösungswege beraten.





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  • Eltern unterstützen, Kinder und Jugendliche schützen